Anonym oder „Was haben wir gelacht!“
Schon ein älterer Beitrag – aber immer noch gut… :o))
Vor inzwischen einigen Jahren (Ende April 2010, da hieß ich noch Feldsieper) erreichte mich eine Mail, in der sich jemand sehr merkwürdig über meine damaligeHundeschule, meine Philosophie und mein Leben ausließ. Die Mail war anonym und kam über eine kryptische Mailadresse von Web.de. Meine Antwort kam, wie nicht anders erwartet, als unzustellbar zurück. Da mir Web.de auch nur eine 08-15-Serienantwort geben konnte, statt mir zu helfen, den Absender herauszufinden, lasse ich jetzt Sie, die aufmerksamen Leser meines Blogs, teilhaben an dieser Mail und meiner Antwort. Falls Sie wissen sollten, wer der Schreiberling gewesen sein könnte: Ich bin ganz Ohr! Und sollte der Verfasser der Mail diese Seite lesen: Herzlichen Dank für die Bespaßung! Meine Bewertung bei Ih-bäh wäre: Suuper, gerne wieder! :o))
Liebe(r) Frau / Herr 11aa111@web.de! (Diesen Namen muss ich leider benutzen, da kein anderer Name in Ihrer Mail steht. Aber vielleicht ist es ja auch ein außerirdischer Name und Sie kommen vom Planten 4-Quadrat-3-Quadrupel-7 😉 )
Herzlichen Dank für Ihre ausführliche Mail und die ehrliche Offenlegung Ihrer Meinung zu meiner Homepage, meiner Einstellung zu Mensch und Tier im Allgemeinen und zu anderen Aspekten meines Lebens im Besonderen.! Es freut mich, wenn Sie die Homepage schon oft und lange studiert haben, denn genau dafür habe ich sie ja gestaltet. Ich habe mich köstlich amüsiert und entdecke tatsächlich einige meiner Stilmittel wieder, zum Beispiel die Übertreibung und die Polemik.
Sehr geehrte Frau Feldsieper,
schon mehrfach habe ich Ihre Homepage studiert. Dabei fallen mir so viele Ungereimtheiten (wie auch – teils massive – Rechtschreibfehler in den Texten :-)) auf.
Für einen konkreten Hinweis auf die Schreibfehler wäre ich sehr dankbar, denn sie machen natürlich keinen guten Eindruck. Andererseits war ich bisher ziemlich sicher, ein sehr gutes Deutsch zu schreiben, aber so kann man sich irren… Na ja, wenn ich mich recht erinnere, dann war das Thema „Auseinanderschreiben oder zusammen“ noch nie so mein Ding. Und zu meinem eigenen Trost sage ich mir: „Franziska, Du bist keine Germanistin, sondern Hundetrainerin, also nimm’s locker. Nützt doch auch nichts, wenn Du zwar weißt, wie man „Jagdabbruch“ schreibt, aber nicht, wie man ihn macht“
Zum einen frage ich mich, was das Problem ist, wenn mein Hund ein Halsband trägt, aber gar nicht an der Leine läuft oder wenn, diese dann locker runter hängt (ein ‚gut erzogener‘ Hund sollte ja eigentlich locker an der Leine laufen). Meinem Hund lege ich das Geschirr z.B. nur an, wenn lange Spaziergänge in der Innenstadt etc. geplant sind. Aber ich stelle immer wieder fest, dass er sich extrem unwohl fühlt mit dem Geschirr. Wenn er es anhat, zieht er enorm und dann drückt der vordere Riemen, oder wie man das nennen möchte, auf den Brustkorb und er fängt an zu röcheln und muss nach Luft schnappen. Das ‚Problem‘ haben wir nicht, wenn er das Halband trägt, was er im Übrigen sehr liebt. Und nachdem er da auch nicht zieht, gibt es nicht die von Ihnen beschriebenen Kehlkopfprobleme. Auch seine Vorbesitzer haben es schon mit einem Geschirr versucht und gemeint, dass er das nicht mag und dann auch immer fast unkontrollierbar zieht. Ich dachte mir, so ein Blödsinn, der muss nur langsam daran gewöhnt werden. Aber inzwischen sehe ich das genauso und bin wieder zu dem klassischen Halband übergegangen, das ziemlich locker um den Hals hängt, so dass man ggf. im Notfall kurz einhalten kann. Immerhin ist unser Hund ohnehin nur sehr selten angeleint und wenn, dann nur sehr kurz, ca. 200 m, bis zu unserem Wald. Das kann man wohl jedem Hund zumuten.
Das Schöne ist, dass wir selber entscheiden können, was wir machen wollen. Und wenn Ihr Hund mit Halsband (Sie haben „Halband“ geschrieben, aber das ist sicher nur ein Stilmittel, und kein Schreibfehler) gut läuft, dann freut es mich für Sie und Ihren Hund. Und zum Geschirr kann ich in Ihrem Fall leider nichts sagen, da ich nicht weiß, welches Sie benutzt haben. Wenn Ihr Hund allerdings röchelt, ist es dem Fachmann und sicher auch dem Laien klar, dass es nicht richtig sitzt. Es gibt leider genug überirdisch bescheuert gearbeitete Exemplare, bei denen ich verstehen kann, dass ein Hund sie nicht mag.
Auch erschleicht mich das Gefühl, dass Ihre Hunde als klassischer Kinderersatz fungieren, Sie Hunde mehr lieben als die Menschen, oder anders ausgedrückt, der klassische Menschenfeind sind (wie es Uli Köppel schon gesagt hat, von dem ich sehr viel halte: „Ein Hund ist ein Hund, ist ein Hund“). M. E. hat ein Hund nichts im Bett zu suchen, außer, man braucht einen Partnerersatz, oder einen… ich will es gar nicht weiter ausführen. Ein Hund fühlt sich genauso geborgen, wenn er auf dem Boden in der Nähe seines Herrchens/Frauchens liegen darf. Alles andere ist eine reine Vermenschlichung und nicht artgerecht. Sie selbst monieren in einem Ihrer Geschichten in der Kolumne die Vermenschlichung von Hunden, tun es aber selbst in höchstem Maße.
Ihre Annahme des Kinderersatzes ist richtig und falsch. Hunde sind Hunde, aber sie sind für mich und meine Frau (wir haben 2019 geheiratet) Familienmitglieder. Und Ihre Fantasie, was die Hunde im Bett angeht, ist nicht von schlechten Eltern… oder eben doch. Aber das sollten Sie vielleicht mal mit Ihrem Therapeuten besprechen. Sie haben keinen Therapeuten? Dann wird’s aber Zeit!
Übrigens „erschleicht sich“ ein Gefühl nicht, sondern es „beschleicht jemanden“. Aber das war sicher nur ein Test. Und ich hab ihn bestanden! 🙂 Und ob ein Hundebett vor dem Bett des Menschen nun artgerechter ist als das Liegen im Menschenbett selber… da muss ich mal googeln. Vielleicht unter „Der Wildhund und seine Präferenzen der Liegestätten mit besonderer Beachtung des Aspektes „Federkernmatratze versus Microfaser-Kuscheldecke“ .
Ich täusche mich sicher nicht in meiner Annahme (Ihre Texte sprechen Bände), dass Sie kinderlos und ohne Mann sind, sondern mehr gleichgeschlechtlich orientiert sind….Ich persönlich bin sehr tolerant. Ich liebe die Menschen und die Tiere, die Natur, aber auch den Fortschritt. Aber ich lehne alles Extreme ab. Bei Ihnen habe ich den Eindruck von Extremismus. Das gefällt mir nicht.
Sorry, aber bevor Sie mir nicht Ihren Namen verraten, verrate ich Ihnen rein gar nichts über meine Familienbande außer dass ich zwei erwachsene Kinder habe. Und wie ich zu denen gekommen bin, das überlasse ich Ihrer üppigen und sicher durchaus nicht jugendfreien Fantasie. Apropos: Wußten Sie schon, dass die Menschen mit der größten Homophobie – und die meine ich aus Ihrem Text zu erkennen – selbst die größte Veranlagung zur Homosexualität haben? Was soll ich da denn nun von Ihnen denken? Rufen Sie mich ruhig an, wenn Sie Hilfe beim eigenen Coming Out brauchen.
Und auf meiner Homepage zu merken, dass ich „gleichgeschlechtlich orientiert bin“ (was für eine herrlich verscherbelte Ausdrucksweise…! :o)), gelingt selbst Menschen mit nur gering ausgeprägtem kriminalistischem Spürsinn. Die Dame im Bett mit den Hunden (damals war da ein Foto von meiner Frau, damals noch Freundin, mit ein paar Hunden im Bett) bin ja nicht ich und eine flüchtige Bekannte war da auch nicht für einen lustigen Fernsehabend da, schon gar nicht im Schlafshirt. Und da ich schreibe „unsere Hunde“… Aber Sie sind ja Gott sei Dank tolerant, da brauch ich mir keine Sorgen zu machen… Mir gefällt Extremismus übrigens auch nicht. Und ich finde anonyme Mails, und seien sie noch so offen, ziemlich extrem.
Bitte entschuldigen Sie, wenn ich hier vielleicht etwas direkt bin und meine Zeilen u. U. polemische Züge beinhalten. Sie sind das ja gewohnt bzw. ist das ja genau Ihr Stil, siehe Ihre Kolumnen.
Ach, ich bin da ganz locker, ich entschuldige sehr viel. Polemik mag ich, wie Sie ja schon gemerkt haben. Aber ich schreibe meine Texte mit Namensnennung.
ich bin wirklich ein ganz normaler Mensch, mit Fehlern, Wünschen, Leidenschaften aber auch mit dem Blick für das Wesentliche. Und ich sehe das so wie es in der Bibel steht, dass sich der Mensch vom Tier unterscheidet und der Mensch über dem Tier steht. Das Tier ist ohne den Menschen nichts, zumindest das domestizierte Tier.
Da ich die „Norm für Menschen“ leider nicht kenne, kann ich auch nicht beurteilen, wie „normal“ Sie sind. Und wenn Sie bibelfest sind, dann ist das löblich. Wenn Sie dereinst vor Ihrem Schöpfer stehen, können Sie IHM ja Ihre Sicht der Dinge offenlegen. Mal sehen, was ER dazu sagt. Ich tippe auf „Herzchen, wir müssen reden! Da waren ein paar Punkte, die ich gar nicht mag und für die ich Dich gern mal eine Weile zum Bereuen zum Kollegen in den Keller schicken möchte.“
Ich weiß, es gibt kein 11tes Gebot „Du sollst keine anonymen Mails schreiben“, aber ich wäre glühend für die Einführung desselben. So weit ich mich als absolut nicht bibelfester Mensch aber erinnere, ist mangelnde Offenheit nicht wirklich als Tugend von der Kirche empfohlen.
Der Mensch unterscheidet sich in der Tat vom Tier. Mich hat schonmal ein Hund gebissen. Das ist mir mit Menschen noch nie passiert. Soll übrigens saumäßig wehtun und schlecht heilen. Und mir hat auch schon mal ein Hund an die Jeans gepinkelt, was mir mit Menschen ebenfalls noch nie passiert ist. Aber mir hat auch noch nie ein Hund die Handtasche geklaut und die Geheimnummer der EC-Karte ausgespäht. Und anonyme Schreiben habe ich von Caniden auch noch nicht bekommen. Ich bin also noch am Schwanken, welche Spezies ich lieber mag.
Ich bin verheiratet, habe eine Tochter und eben einen Hund, den wir aus einer Ungarischen Tötungsstation bei uns aufgenommen haben. Außerdem haben wir eine ganze Horde Kaninchen, die in einem Gehege im Garten leben. Wir setzen bei der Erziehung unseren normalen Menschenverstand ein. Wir clickern nicht und füllen unseren Hund nicht mit Leckerlies ab, damit er gehorcht (außerdem interessiert er sich dafür überhaupt nicht). Er gehorcht auch so, zumindest zu 98%. Natürlich, wenn eine läufige Hündin in der Nähe ist, gibt es kein Halten, auch nicht, wenn ein Eichhörnchen oder Ähnliches seinen Weg kreuzt. Das ist das einzige Problem, was wir haben. Aber daran arbeiten wir noch. Aber immer geschieht alles mit viel Einfühlungsvermögen, Liebe und Geduld. An meiner Konsequenz muss ich auch noch arbeiten, denn es fällt mir natürlich auch manchmal schwer, wenn ich in diese treuen und sanften Augen schaue, hart zu bleiben. Ich bin ja auch nur ein Mensch! Und der Hund ist ein Hund! Aber im großen und ganzen läuft alles super, ohne technische Hilfsmittel wie Clicker und synthetische bzw. chemische Leckerlies (sind Leckerlies nicht Trockenfutter? Und hatten Sie nicht eigentlich Trockenfutter abgelehnt ????). Ich gebe klare und eindeutige Anweisungen, lobe verbal (auch mit Stimmungsschwankungen – ich bin ja ein Mensch – die Sie so ankreiden) und tadle ebenso. Unser Hund versteht das sehr wohl.
Dann ist ja alles in bester Ordnung! Und Sie scheinen ein Mensch zu sein, der in der glücklichen Lage ist, die Zeit und Muße zu haben, sich anonym (wenn ich so drüber nachdenke… das könnte einer Ihrer Fehler sein) seinen persönlichen Frust von der Seele zu schreiben. Und wenn Sie nicht clickern, dann geht davon tatsächlich die Welt nicht unter. Was für ein Glück Sie doch haben! Aber ich halte es mit Martin Pietralla, der mal gefragt wurde, ob es nicht auch ohne Clicker ginge. „Klar“, meinte er. „Man hat auch die Völkerwanderungen geschafft, indem das Gepäck auf Schleifstangen hinterhergeschleift wurde. Aber seit das Rad erfunden wurde, macht das keiner mehr“.
Für Clickerer ist die Methode des Clickertrainings das Rad. Aber ich habe kein Problem mit Schleifstangen, nur mag ich sie nicht mehr benutzen, denn ich hab es gern bequem und mache es meinem Hund auch gern leicht. Falls Sie das nicht verstehen, kann es sein, dass Sie das dem Clicker zu Grunde liegende Prinzip einfach nicht verstanden haben. Aber auch mit dieser Wissenslücke kann man sehr alt werden. Was Ihre Kaninchen angeht: So weit ich in der Zoologie bewandert bin, sind Kaninchen es gewohnt, frei zu leben und sich überall Löcher zu graben. Ich gehe also davon aus, dass Sie, da Sie ja artgerechte Haltung propagieren, die nächsten drei Felder in Ihrer Nachbarschaft gepachtet haben, keinen Zaun drum herum und die Mümmelmänner da leben wie Gott in Frankreich. Nicht? Sowas!
Sie stehen zu Ihrer Meinung. Ich auch! Und Ihre Meinung kann ich einfach nicht teilen!
Sie werden es kaum glauben: Sie müssen meine Meinung gar nicht teilen! Aber es freut mich, wenn ich Ihnen mit meiner Homepage die Gelegenheit gab, Ihren Tag interessanter zu gestalten und Ihren Adrenalinspiegel mal wieder so richtig in die Höhe zu treiben. Ich finde es nur schade, dass Sie Ihren Namen nicht nennen und sich hinter einer kryptischen Mailadresse verstecken.
Ich habe mich jedenfalls über Ihre Mail köstlich amüsiert und habe sie bereits ein paar Freunden weitergeleitet, die auch immer gerne mal herzhaft lachen. Und wenn Sie sich noch weiter ärgern wollen, dann hab ich was für Sie: In Kürze kommt mein Buch heraus (das passierte Dezember 2010), mit lauter Kolumnen. Alle satirisch, vermenschlichend, total persönlich, keine Spur objektiv und vielleicht sogar mit ein paar Schreibfehlern. Ich weiß, das wird Ihr Herz höher schlagen lassen und ich mach das gern, denn ich mag Menschen und schliddere immer knapp am Helfersyndrom vorbei. Wer weiß, vielleicht schreibe ich bis dahin auch noch eine Kolumne über die anatomische Besonderheit mancher Menschen, trotz fehlenden Rückgrats noch aufrecht gehen zu können. 😉
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und finde es total schade, dass meine Antwort an Sie als unzustellbar zurückkam. Sonst hädde ich Si jedn Monad mit mainem Newsletta erfreut und spezjell für Sie noch ein par schöhne Schraibfeeler mid eingebaud (Na, gefunden? Diese Schreibfehler widme ich Ihnen ganz persönlich!)
Herzlichen, amüsierten Gruß, auch an Gatte / Gattin, Tochter und den Rüden (hab ich messerscharf geschlossen von wegen „läufige Hündin“, – an mir ist im Ernst eine kleine Sherlockine Holmes verloren gegangen!) von
Franziska-Susanne Feldsieper (ich verfüge tatsächlich über zwei Vornamen und benutze sogar gelegentlich beide!)